Fragen an Prof. Dr. Gerd Taube, Leiter des KJTZ und Künstlerischer Leiter des Festivals „Augenblick mal!“
kjtzblog: Heute hat das KJTZ die Besetzung des Auswahlgremiums für das Festival des Theaters für junges Publikum „Augenblick mal! 2017“ bekannt gegeben. Die fünf Kurator/innen, die diesem Gremium angehören, sollen entscheiden, welche Theaterproduktionen zum Festival nach Berlin eingeladen werden. Über welche Fähigkeiten muss die ideale Kuratorin, der ideale Kurator verfügen?
Prof. Dr. Taube: Es ist gewiss eine Mammutaufgabe, das Festivalprogramm für „Augenblick mal“ zusammenzustellen. Aber auch eine überaus spannende Herausforderung. Die Kurator/innen sollen die gesamte Landschaft der Theaterkunst für Kinder und Jugendliche in Deutschland in den Blick nehmen. Das bedeutet, sie müssen bis zu 200 Vorschläge von Kinder- und Jugendtheater-Inszenierungen und eigene Vorschläge sichten und beurteilen, um auf dieser Grundlage gemeinsam die zehn einzuladenden Produktionen zu bestimmen. Dafür sind unsere Kurator/innen aber auch mit fachlichen Kompetenzen und Kenntnissen aus unterschiedlichen Bereichen der Theaterpraxis gewappnet. Zudem sollten sie neugierig, flexibel, begeisterungsfähig, diskussionsfreudig und kompromissbereit sein.
kjtzblog: Aus welchen Bereichen der Praxis kommen die Kurator/innen eigentlich?
Prof. Dr. Taube: Dieses Mal haben wir einen gestandenen Kinder- und Jugendtheaterdramaturgen mit Festivalerfahrung aus Stuttgart dabei, eine Kultur- und Theaterwissenschaftlerin mit ausgewiesener interkultureller Kompetenz aus Berlin, eine Theaterpädagogin aus dem Tanz- und Performance-Bereich aus Düsseldorf, eine erfahrene Figuren- und Objekttheaterexpertin aus Bochum und einen Tanz- und Theaterkritiker aus Leipzig.
kjtzblog: Bei etwa 200 erwarteten Vorschlägen werden die Kurator/innen kaum alle vorgeschlagenen Theaterproduktionen vor Ort sehen können. Wie also muss man sich den Auswahlprozess konkret vorstellen?
Prof. Dr. Taube: Mit ihren Vorschlägen senden uns die Theater eine Aufzeichnung der Inszenierung zu. Das ist die erste und gleichzeitig auch wichtigste Beurteilungsgrundlage der Kurator/innen, denn nach Sichtung der Aufzeichnungen entscheiden sie, welche der Aufführungen sie besuchen. Mit ihren Theaterbesuchen vor Ort beginnen die Kuratoren im Januar 2016, die Entscheidung soll im Oktober 2016 fallen und bekannt gegeben werden.
kjtzblog: Was ist die Grundlage für diese Entscheidung? Welche Kriterien geben Sie dem Auswahlgremium vor?
Prof. Dr. Taube: Unsere Vorgabe an die Theater ist, dass die vorgeschlagenen Inszenierungen ihre eigene programmatische Auffassung vom Kinder- und Jugendtheater beispielhaft zeigen sollen. Dem Auswahlgremium geben wir nur ein Leitkriterium an die Hand: Die eingeladenen Inszenierungen sollen impulsgebend für die weitere künstlerische Entwicklung des Kinder- und Jugendtheaters sein. Ansonsten sind die Kurator/innen aufgefordert, die Kriterien für die konkrete Entscheidung über die Einladungen im Diskurs und im Verlauf der Sichtung gemeinsam zu entwickeln und zu formulieren. Mit der Bekanntgabe der Einladungen werden diese Kriterien dann auch öffentlich gemacht.
Und das sind die Kurator/innen für »Augenblick mal! 2017«:
Steffen Georgi, freier Autor und Journalist, Leipzig
Mijke Harmsen, Dramaturgin Junges Tanzhaus Düsseldorf
Anke Meyer, Leitende Redakteurin der Fachzeitschrift „double“, freie Autorin und Kuratorin, Bochum
Christian Schönfelder, Dramaturg, Festivalleiter und Autor, Stuttgart
Dr. Azadeh Sharifi, Theater- und Kulturwissenschaftlerin, Berlin