von Annett Israel
Berlin, 16. Januar 2020, Uferstudios im Berliner Wedding. PURPLE – Internationales Tanzfestival für junges Publikum eröffnete mit Hocus Pocus von CIE Philippe Saire aus Lausanne in der Schweiz. Bis zum 24. Januar wurde in Berlin auf unterschiedlichen Bühnen für ein Publikum von 2-18 Jahren getanzt, eine Uraufführungspremiere inklusive.
Berlin ist ein Zentrum des zeitgenössischen Tanzes. Unzählige Compagnien arbeiten hier, diverse Zentren und Spielorte haben sich etabliert, Tanz im August versammelt jedes Jahr eine internationale zeitgenössische Tanzszene in der Stadt – eine eingeschworene Gemeinde, die ihre erwachsenen Besucher*innen findet.
Und was ist mit dem jungen Publikum? Seit einigen Jahren hat sich Tanz für junges Publikum zwar als Kunstform etabliert, kann aber noch nicht jene Aufmerksamkeit genießen, die er verdient. Insbesondere die von Erwachsenen begleiteten Gruppenbesuche von KiTas oder Schulen sind noch nicht so zahlreich wie gewünscht. Zeitgenössischer Tanz als Kunstform braucht Unterstützung, um sich bei den Zuschauer*innen, insbesondere bei jenen, die die Karten für ihre Gruppen buchen, durchzusetzen.
Der junge zeitgenössische Tanz ist in Berlin noch in der Pubertät:
Jüngst gegründetes Zentrum interdisziplinärer Forschung in den performativen Künsten, auch für Tanz für junges Publikum, ist seit 2018 FELD Theater für junges Publikum in Schöneberg.
Seit 2005 gibt es TanzZeit als Dach für mittlerweile diverse Projekte, die sich mit verschieden Perspektiven und Zielen der Entwicklung und Vermittlung des jungen zeitgenössischen Tanzes in Berlin widmen. Bei Tanz in Schulen werden künstlerische Prozesse in Schulen in Gang gesetzt, um diese unmittelbare Kunstform gemeinsam mit den Schüler*innen zu erforschen. Die Entwicklung von Tanzstücken für unterschiedliche junge Altersgruppen durch professionelle Choreograf*innen und Tänzerinnen ist die Domäne von TANZKOMPLIZEN ebenso wie deren Vor- und Nachbereitungen mit jungem Publikum. Daneben gibt es die TanzZeit-Jugendcompagnie und den Club Oval.
Das Theater Strahl Berlin entwickelt seit 2013 zeitgenössische Tanzproduktionen mit internationalen Künstler*innen; das Theater o.N. forscht seit 2015 interdisziplinär und an den Grenzbereichen der darstellenden Künste für das allerjüngste Publikum und lädt bei seinen Festivals Fratz international und Berliner Schaufenster zu künstlerischen Ateliers und Forschungslaboren ein. So war beim Festival Berliner Schaufenster 2018 eines der Forschungslabore dem zeitgenössischen Tanz für das allerjüngste Publikum gewidmet.
Nach der Eröffnungsvorstellung von PURPLE trafen sich viele Festivalbesucher*innen und neu hinzugekommene in einem anderen Uferstudio zum feierlichen KickOff der Offensive Tanz für junges Publikum:
In der Offensive Tanz haben sich Tanzkomplizen Berlin, Theater Strahl, Theater o.N. und PURPLE – Internationales Tanzfestival für junges Publikum zusammengetan, um dem Tanz für ein Kinder- und Jugendpublikum in Berlin eine größere Präsenz und Resonanz zu verschaffen und über einen Zeitraum von zwei Jahren innovative Tanzformate für ein junges Publikum bis 18 Jahren zu entwickeln und uraufzuführen. Im Projektzeitraum sollen sechs Tanzproduktionen mit unterschiedlichen thematischen Schwerpunkten entstehen. Begleitet wird die Offensive von umfangreiche Workshopangeboten, Fortbildungen für Lehrer*innen, Eltern, Erzieher*innen und drei Symposien. Die Offensive versteht sich als künstlerischer Forschungsverbund und Vernetzungsplattform mit Ausbildungsstätten, Schulen, Szenen und Festivals.
Darüber hinaus führt das PURPLE-Festival im Auftrag der Offensive Tanz eine Besucher*innenbefragung durch, die online zugänglich ist.
Wer Interesse hat, mehr zu erfahren, wurde beim Auftakt eingeladen, den Newsletter zu abonnieren. Diese Einladung gebe ich gern weiter!