Virtuelle Spielzeit mit+abstand: Kategorie [zu+hören]
Fünf Jugendliche arbeiten jeweils im Tandem mit eine*r Künstler*in. Sie erstellen ästhetische Konzepte, sind Regisseurinnen, geben Impulse und treffen Entscheidungen. Die Paare treffen sich im Netz, am Telefon, hinterlassen an verabredeten Orten Botschaften oder begegnen sich live mit Abstand um gemeinsam eine maximal fünf minütige Performance zu entwickeln. Jeden Freitag um 18 Uhr wird hier ein neues Ergebnis zum Anschauen oder Anhören veröffentlicht.
In der heutigen vierten Folge Corontina time, einem Videoprojekt von Jodi Al Ali Al Mohamed und Aslı Kislal, verlassen Tiere den Wald, um in der Stadt nach Nahrung zu suchen, während Menschen sich in der Natur nach Freiheit sehnen. Die Traumbilder erzählen auch von Einsamkeit in Zeiten der physischen Distanz.
von Catharina Hartmann

EINMAL ALLES ANDERS
Leere Städte, volle Wälder, Menschen eingesperrt wie Tiere in Käfigen, das Gefühl von Einsamkeit und Verbundenheit mit allen, der Sternenhimmel über der Stadt im 20. Stockwerk, Corona-Geburtstag und ein Panda, der sich um die Menschheit sorgt: die Welt steht Kopf, es ist Corontina time…
Jodi Al Ali Al Mohamed, geboren 2006, ist Schülerin in Mainz und hat bereits bei mehreren justmainz-Werkstätten am Staatstheater Mainz als Schauspielerin mitgewirkt. Für Corontina time wechselte sie zum ersten Mal in die Rolle der Regisseurin: sie erfand das Szenario rund um Panda B. und sprach es für Aslı ein, die dazu mit ihr zusammen Bilder entwickelte und sie filmte. Aslı Kislal, geboren 1970, lebt in Wien und hat als Regisseurin bereits mehrere Produktionen für das justmainz inszeniert, zuletzt Ronja Räubertochter und Die Sprache des Wassers. Als ausgebildete Schauspielerin ist das Spielen für sie kein Neuland, einen Panda verkörperte sie allerdings auch zum ersten Mal…
Dramaturgin Catharina Hartmann, geboren 1984, hat die beiden per Mail am 10. Mai interviewt:
Catharina: Wie war es für Dich, Jodi, zum ersten Mal in die Rolle der Regisseurin zu schlüpfen?
Jodi: Am Anfang war ich ehrlich gesagt nicht so sicher, aber ich habe zu mir gesagt, ich sollte es versuchen und je mehr ich mit Catharina und Aslı gesprochen habe, desto sicherer habe ich mich gefühlt. Dann habe ich die Tonaufnahme nachts gestartet, weil nachts habe ich viele Ideen 💡, die nice sind, finde ich. Ich hab ganz normal angefangen und meine Gedanken fingen an zu fließen. Also als Regisseurin hat es viel Spaß gemacht und ich bin stolz darauf.
Catharina: Wie war es für Dich, Aslı, miteinander zu arbeiten, ohne Jodi jemals persönlich getroffen zu haben?
Aslı: Ich muss ehrlich zugeben, dass wir gleich nach dem ersten Zoom-Treffen waren, als ob wir uns schon lange kennen. Und wie Jodi die „Aslı“ in ihrer Geschichte beschreibt, hat mich so beeindruckt, da ich das Gefühl hatte: Sie kennt mich schon so gut!!!
Catharina: Was ist für euch das Schwierigste an der Zeit gerade?
Aslı: In der Öffentlichkeit Mundschutz zu tragen, weil man drunter schwitzt und nach 10 Minuten ist es sehr unangenehm, ich krieg danach immer Husten, was noch mehr Stress macht in der Öffentlichkeit!
Jodi: Was mir an der Situation nicht gefällt ist auch tatsächlich der Mundschutz: es ist sehr warm und man schwitzt drinnen, vor allem, wenn man in Geschäftereingeht, muss man das die ganze Zeit tragen. Es macht also nicht wirklich Spaß zu shoppen.
Catharina: Gibt es etwas, was ihr auch als positiv an der aktuellen Situation empfindet, etwas was ihr gerne für die Zeit „nach Corona“ beibehalten möchtet?
Aslı: Oh ja, eigentlich vieles. Weniger Flugverkehr, weniger Autos (ob das so wirklich stimmt, weiß ich nicht, viele vermeiden die öffentlichen Verkehrsmittel), weniger konsumieren, mehr Zeit mit meinen Lieben verbringen, weniger gehetzt sein, mehr in der Natur! Und ich versuche mir gerade das Rauchen abzugewöhnen, das will ich weiterhin durchziehen!
Jodi: Was gerne so bleiben kann, ist der online Unterricht, haha, weil ich denke, wenn alles offen ist, dann kann ich so Vieles schaffen ohne die Schule.
Den Programmflyer findet Ihr hier: Corontina time_Programmflyer
Besetzung:
Regie, Drehbuch und Stimme: Jodi Al Ali Al Mohamed
Darsteller*innen: „Aslı“ und Panda B.: Aslı Kislal | „Jodi“: Jodi Al Ali Al Mohamed | Hund: Jackson
Kamera: Uwe Felchle und Aslı Kislal
Tonbearbeitung und Musik: Uwe Felchle
Schnitt/Videobearbeitung: Asli Kislal
Dramaturgische Begleitung: Catharina Hartmann
Gesamtdramaturgie und Konzepttext „DisPlay“: Katrin Maiwald
Porträtzeichnung: Matteo Bohn
Danke an:
Christian Haake für die Bereitstellung der Aufnahmen von „emptyvienna“
Katharina Lichtblau für das Panda-Kostüm
Leere Stadt-Fotos: Lisa Häring, Ali Gedik, Hatice Ilter, Barbara Stanzl, Ebru Ayas, Shams Asadi, Ercan Simsek, Alice Fehrer, Claudia Auer-Welsbach
Polizeiauto-Video: Johanna Figl
Zum kompletten Spielplan mit+abstand geht’s HIER.
Die Rechte liegen bei den Künstler*innen.
Das Projekt wird finanziert aus Mitteln des Kinder- und Jugendplans des Bundes (KJP) des Bundesministeriums für Familie, Senioren, Frauen und Jugend sowie aus Mitgliedsbeiträgen der ASSITEJ.
Thanks greatt post