Die Jury für den Deutschen Kindertheaterpreis und Deutschen Jugendtheaterpreis 2020 hat über die Auswahllisten zu den beiden Preiskategorien entschieden.
Aus den jeweils zehn Theatertexten werden je drei Texte für die Preise nominiert und veröffentlicht.
Am 12. November 2020 werden die Preisträger*innen von der Bundesministerin für Familie, Senioren, Frauen und Jugend, Dr. Franziska Giffey mit den Staatspreisen für Kinder- und Jugendtheater ausgezeichnet.

In den nächsten Tagen werden hier die fünf Juror*innen jeweils vier Texte aus den Longlists mit einem kurzen Text präsentieren. Den Anfang macht heute Dr. Caroline Heinemann, Kulturwissenschaftlerin und Theatermacherin des Theaters Kormoran in Hamburg. Sie stellt Texte von Nadja Wieser, Jan Sobrie und Raven Ruëll, Kristo Šagor und Rabiah Hussain vor.
Honig (8+)
von Nadja Wieser (Deutschland)
Drei Masken Verlag, München
Auf einer Anhöhe neben dem Dorf, in dem Tasch und Tarja leben, wurde ein Camp errichtet. Von dort aus beobachten nun schwer bewaffnete Soldat*innen die Region. Die Kinder suchen die Nähe zum Camp, beobachten die Uniformierten, ergattern Comics und Süßigkeiten. Für Tarja wird einer der Soldaten zur Projektionsfläche ihrer Sehnsucht nach einem besseren Leben – doch dann wird das Camp aufgelöst. Aus der Perspektive zweier ungleicher Kinder wird das Leben, das Hoffen und die Aussichtlosigkeit im Krisengebiet beschrieben. Es gelingt ein komplexer und ambivalenter Blick auf die Lebenssituation der Kinder, in der es schwer zu unterscheiden ist, wer Freund und Feind, was Bedrohung und was Annäherung ist.
Wutschweiger (8+)
(Woestzoeker)
von Jan Sobrie und Raven Ruëll (Belgien)
aus dem Flämischen von Barbara Buri
Theaterstückverlag Korn-Wimmer, München
Die Welt schrumpft. Seit Ebeneser mit seinen Eltern aus dem Eigenheim in einen heruntergekommenen Wohnblock umziehen musste, wird seine Welt immer enger und bedrückender. In der neuen Klasse lernt er Sammy kennen – sie riecht streng und wird bald zum dritten Mal sitzenbleiben. Gemeinsam kämpfen sie mit Witz und gegenseitiger Fürsorge um ihre Würde und wehren sich dagegen, in die Unsichtbarkeit gedrängt zu werden. Eine Geschichte von sozialem Abstieg, Armut und Ausgrenzung – wortgewandt und berührend erzählt, ohne zu moralisieren.
Iason (14+)
von Kristo Šagor (Deutschland)
Gustav Kiepenheuer Bühnenvertriebs-GmbH, Berlin
Iason will ein Held sein. Es zieht aus, das goldene Vlies zu finden und schafft – mit Medeas Hilfe – das Unmögliche. Doch die glorreiche Rückkehr geht schief. Für Medea geht alles kaputt, Iason jedoch heiratet Glaucke und bekommt eine neue Chance. Die Argonautensage wird auf ihre zentralen Elemente reduziert und in knapper, schnörkelloser Sprache erzählt. En passant rücken dabei die Frauenfiguren in den Blick: Hera, die Argo, Pallas Athene, Medea und auch Glaucke sind es, die Iason den Weg ebnen, ihn lenken und schützen – ohne, dass es sich für sie am Ende auszahlen würde. Die Sage wird so zu einer kritischen Reflexion der männlichen Heldengeschichte und zeigt in ihrer fast beiläufigen Betrachtung von Macht, Schicksal und Geschlechterrollen eine erstaunliche Aktualität.
Spun (14+)
(Spun)
von Rabiah Hussain (Großbritannien)
aus dem Englischen von Cornelia Enger
henschel SCHAUSPIEL Theaterverlag, Berlin
Safa und Aisha sind seit Ewigkeiten Freundinnen. Aufgewachsen in East London haben sie gemeinsam die Schulbank gedrückt und sind zur Uni gegangen. Jetzt wartet das ‚echte‘ Leben. Safa hat den Marketing-Job in Central ergattert und hofft, der Armut und Begrenzung ihres Viertels zu entkommen. Aisha ist unentschlossen, was sie will und bleibt vorerst als Aushilfe an ihrer alten Schule. Auf der Suche nach ihrem Platz in der Gesellschaft entfremden sich die Freundinnen zusehends voneinander: In welcher Community finden sie Zugehörigkeit? Und was ist der Preis, den sie dafür zahlen? Das Stück zeichnet das eindrückliche Bild einer postmigrantischen Lebensrealität und erzählt von der Suche zweier junger Frauen nach ihrer Identität – glaubhaft, spannend und von großer Relevanz.
Die Auswahllisten stehen hier zum Download bereit.
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