ASSITEJ, deutschsprachig

Ein Treffen von fünf ASSITEJ Zentren – Gemeinsamkeiten aus fünf Richtungen entdecken

von Christoph Macha


Auf Einladung der Schweizer ASSITEJ trafen sich Vertreter*innen fünf europäischer Länder Mitte Juni in Zürich. Das letzte Treffen war Anfang März 2020 in St. Gallen, danach wurden Begegnungen digital.

Foto: ASSITEJ Schweiz

So unterschiedlich wir sind, so sehr haben wir Gemeinsamkeiten. Natürlich ist eine davon die deutsche Sprache, wenn sich Kolleg*innen der Vorstände der ASSITEJ-Zentren aus Liechtenstein, Schweiz, Österreich, Luxemburg und Deutschland treffen. Selbstverständlich ist es auch die Lust und Verpflichtung für das junge Publikum theatral zu arbeiten. Aber schon da ist es in den unterschiedlichen Zentren anders: In den „Ministaaten“, wie Georg Biedermann – Präsident der ASSITEJ Liechtenstein – sein Land selbst benennt, kann die ASSITEJ nicht nur exklusiv die Theater und deren Künstler*innen vertreten. Auch in Luxemburg können alle Akteur*innen mitmischen und mitarbeiten, die Kunst für Kinder, Jugendliche und Familien anbieten. Dort sind daher ein Teil der Mitglieder Lehrer*innen – und ein Schwerpunkt liegt darauf, die Zusammenarbeit zwischen Kultur und Schule auch auf der Ebene der Ministerien zu verankern und zu begleiten. Dies ist ein wichtiger Impuls für uns, denn auch in der ASSITEJ in Deutschland brauchen wir Verbündete in den Schulen und Bildungsministerien.
Die Schweizer Kolleg*innen berichten von der Umstrukturierung des Verbands, der zur Zeit ohne Geschäftsstelle auskommen muss. Der Vorstand hat temporär die Zuständigkeiten untereinander aufgeteilt, z. B. Nationale Angelegenheit, Internationales und Struktur/Öffentlichkeitsarbeit.
In Österreich strukturiert sich der Verband gerade komplett neu, berichtet die Obfrau Anja Sczilinski. (Auch eine schöne Suche nach Unterschieden allein in den Begrifflichkeiten: Am Tisch sitzen Vorstandsvorsitzende, Obfrauen, Präsident*innen und Vorstände, aber beim kollegialen Arbeits-Du fällt das nicht weiter auf.)

Und weil sich innerhalb der letzten zwei Jahre Vieles verändert hat, auch die Zusammensetzungen der jeweiligen Vorstände und Arbeitsschwerpunkte, ging es am ersten Tag des Zusammentreffens ums pure Kennenlernen. Wir sprachen über die krisenhaften Momente unserer Gesellschaften, über die Auswirkungen der Pandemie auf die Kunst und das Theater im Allgemeinen, über unser Publikum, dass es wieder kommt und im Unterschied zum Abendspielplan mit hoher Platzauslastung bei uns Theater konsumiert und genießt. Die Themen „Generationen“ und „Change-Prozesse“ sind in allen Theaterszenen ähnlich, die Arbeitsbedingungen haben sich in den letzten Jahren massiv verändert und es bedarf eines Resümes als Zwischenstand.

Nach dem ersten Tag des Kennenlernens – es gab viel zu reden – ging es am zweiten Tag konkreter um drei Projekte. Es wurde verabredet, dass wir, ähnlich wie die Kolleg*innen aus den baltischen Staaten (BALTIC ASSITEJ), auch ein aktives regionales Netzwerk werden wollen. Wie das konkret aussehen soll, besprechen wir nach einem Rückspiel an die jeweiligen nationalen Vorstände weiter. Daraus ergaben sich zwei weitere Projekte: Welche Angebote können wir gemeinsam für Welt-ASSITEJ entwickeln, zum Beispiel auf dem Artistic Gathering (AAG) im Mai 2023 in Serbien? Das Thema „Generationen“ ist hier der Leitgedanke. Wie können gleichberechtigte Begegnungen zwischen den Altersgruppen entstehen? Dabei geht es einserseits um den Dialog mit dem jungen Publikum aber auch um den Dialog mit uns als Theaterschaffende (z. B.: Kinder- und Jugendbeiräte, Nachwuchsprogramme für Studierende und Change-Prozesse in den Theatern selbst). Aus diesen Leitgedanken sollen jetzt konkrete Vorschläge für einen Beitrag unserer Zentren zum ASSITEJ Artistic Gathering in Belgrad entstehen. Im nächsten Schritt wollen wir ein Workshop-Programm erarbeiten und für das AAG vorschlagen. Auch im dritten Projekt geht es um den Generationendialog: Zum nächsten Welttag des Theaters für Junges Publikum am 20. März 2023 planen wir eine gemeinsame Aktion. Auch dazu bündeln wir jetzt Ideen für ein großes und bildreiches Videoprojekt im Netz. Im Herbst wollen wir die ersten Ideen weiter entwickeln und alle Mitglieder informieren.

Es ist spannend, dass wir durch unsere nationalen Grenzen so andere Lebensumstände und -welten haben, viele Themen dennoch so ähnlich sind, aber Lösungen oft andere sein müssen. Der europäische Gedanke gilt: Gemeinsam sind wir stark. Und das macht Mut auf die Zukunft in einem Zusammenschluss deutschsprachiger ASSITEJ-Zentren, der auf politischer, europäischer Ebene einmalig ist. Die nächste Runde führt uns im Oktober nach Wien, die österreichische ASSITEJ lädt dann im Rahmen des STELLA*-Festivals ein.


Das Treffen der deutschsprachigen ASSITEJ Zentren (Deutschland, Liechtenstein, Luxemburg, Österreich, Schweiz) fand vom 09. bis 11. Juni in Zürich auf Einladung der ASSITEJ Schweiz im Rahmen des BLICKFELDER Festivals statt.
Christoph Macha ist Teil des Vorstands der ASSITEJ Deutschland. Er ist Chefdramaturg am Landestheater Eisenach. Zusammen mit der 1. Vorsitzenden Brigitte Dethier war die deutsche ASSITEJ beim Treffen vertreten.

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