Bericht aus Frankfurt am Main von Nadja Blickle
Gleich drei Veranstaltungen standen für mich am 2. bundesweiten Tag der Theaterpädagogik in Frankfurt am Main auf dem Programm: Die Theaterpädagogische Konferenz Rhein-Main, die Veranstaltung „Diversitätsorientiertes Audience Development“ der ASSITEJ und die Premiere des Kinderensembles des TheaterGrüneSoße.
Zuerst besuchte ich die Theaterpädagogische Konferenz Rhein-Main im Schultheaterstudio Frankfurt. Dort wurde das neue Modellprojekt „Kulturkoffer“ des Landes Hessen vorgestellt. Den dort anwesenden zumeist freischaffenden Theaterpädagog_innen und Künstler_innen wurde schnell klar, dass es für eine solche Antragstellung feste Strukturen und Kooperationspartner braucht, die eine Eigenleistung in das Projekt einbringen können. Trotzdem ist es auch für freischaffende Theaterpädagog_innen verlockend eigene Projekte zu entwickeln und mit solchen Fördermitteln zu realisieren. Eigentlich haben Freischaffende hier nur zwei Möglichkeiten: Entweder sie treten unbezahlt in Vorleistung und entwickeln mit viel Idealismus eigene Projekte, suchen sich Partner, formulieren eine Projektidee und hoffen darauf, dass der Antrag bewilligt wird und sie dann zumindest für die Durchführung bezahlt werden. Oder sie warten darauf, dass eine Institution oder ein größerer Träger ein Projekt entwickelt und sie dann als Honorarkraft beschäftigt. Hierbei sind sie dann aber inhaltlich kaum eingebunden. Ich habe mich gefragt, ob es nicht auch andere Möglichkeiten geben sollte? Denn gerade die freischaffenden Theaterpädagog_innen sind es doch, die genau wissen, was vor Ort in der Praxis gebraucht wird. Und an Ideen mangelt es ihnen in der Regel auch nicht. Voraussetzung dafür wäre allerdings, dass bereits Konzeption und Antragstellung vergütet werden.
Danach fuhr ich zur Veranstaltung der ASSITEJ im Rahmen von „Wege ins Theater“ mit dem sperrigen Titel „Diversitätsorientiertes Audience Development“. Es gab spannende Einblicke in die Praxisarbeit unter anderem des theaterperipherie in Frankfurt und der Akademie der Autodidakten am Ballhaus Naunynstraße in Berlin. In den letzten Jahren sprechen alle immer mehr von kultureller Bildung und davon diese vor allem sogenannten „bildungsfernen Bevölkerungsgruppen“ zugänglich zu machen. Es sollen „Zugänge geschaffen“, „Teilhabe ermöglicht“ und „herangeführt“ werden. Aber wo kommt man hin, wenn man den Zugang findet? Woran hat man Teil? Und wo wird man hingeführt? Die beiden Beispiele aus Frankfurt und Berlin machten eindrücklich deutlich, dass der Schlüssel zu mehr kultureller Teilhabe weniger in den vielen Vermittlungsaktivitäten liegt, sondern vielmehr darin, die Themen, Protagonisten und künstlerischen Formen auf der Bühne so zu wählen, dass sich die Zielgruppe dafür interessiert. Hier gibt es in Zukunft noch einiges zu tun!
Am Abend besuchte ich noch die Premiere des Kinderensembles des TheaterGrueneSosse. Die jungen Darsteller_innen beschäftigten sich mit Neid und Eifersucht und brachten ihre Geschichten und Sichtweisen mit großer Energie und Präsenz auf die Bühne. Die Erwachsenen im Publikum waren beeindruckt und lachten immer dann am lautesten, wenn die Kinder ihre Sicht auf Erwachsene und auf die Gesellschaft in der wir leben, darstellten. Denn darum geht es ja schlussendlich bei der Theaterpädagogik: Um eine eigene Haltung auf der Bühne und um Spielfreude und Spaß an Theater!