Fünf Juror*innen präsentieren zwanzig neue Stücke des Theaters für junges Publikum – Teil 3 von Thomas Stumpp

foto_stumpp_2012-2Heute stellt Thomas Stumpp, Mitarbeiter im Bereich Theater und Tanz des Goethe-Instituts, München Theatertexte von Jens Raschke, Petra Wüllenweber, Ulrich Hub und Adam Barnard vor, die auf den Auswahllisten zum Deutschen Kindertheaterpreis 2016 und zum Deutschen Jugendtheaterpreis 2016 vertreten sind.

»Ich bin Kain« (13+)
von Jens Raschke (Deutschland)
Theaterstückverlag Korn-Wimmer, München

Die biblische Geschichte von Kain und Abel einmal anders erzählt. Kain, der ältere der beiden Brüder, möchte die Welt, in der er jenseits des Paradieses lebt, selbst gestalten. Er setzt auf Wissen und Forschung. Sein jüngerer Bruder Abel hingegen möchte dem alttestamentarischen Gott gefallen. Er will wieder zurückkehren ins Paradies, aus dem ihre Eltern einst vertreiben worden sind. Er setzt auf Glauben, auf Opfer und Religion. Am Ende bleibt offen, wer wen umbringt und ob der »erste Mord« überhaupt geschieht. Die entgegengesetzten Weltentwürfe der beiden Brüder bleiben gleichberechtigt nebeneinander stehen. Ein Lehrstück über Toleranz und die Koexistenz widersprüchlicher Lebensauffassungen.

»Und morgen?« (13+)
von Petra Wüllenweber (Deutschland)
Theaterstückverlag Korn-Wimmer, München

Alex hat ein ausgefallenes Hobby. Während der Abwesenheit der Besitzer dringt er in deren Wohnungen ein. Er will jedoch nichts stehlen, sondern nur die Atmosphäre eines fremden Zuhause genießen. Seine neue Freundin Eileen überredet er mitzukommen. Als sie eines Nachts überrascht werden, verliert Eileen ihren Talisman bei der hastigen Flucht. Alex will ihn ihr wieder besorgen und steigt ein zweites Mal in die fremde Wohnung ein. Ausgerechnet Marvin, Alex‘ Rivale um Eileens Gunst, ertappt ihn dabei auf frischer Tat. Er erpresst Alex und zwingt ihn, nun auch bei ihrem Lehrer einzubrechen. Marvin hat schlechte Physiknoten, und Alex soll für ihn die Prüfungsaufgaben stehlen. Ein Beziehungsthriller mit versöhnlichem Ende.

»Ein Känguru wie Du« (8+)
von Ulrich Hub (Deutschland)
Verlag der Autoren, Frankfurt am Main

Kurz vor einem entscheidenden Zirkus-Wettbewerb nehmen Pascha, ein weißer Tiger und Lucky, ein schwarzer Panther, Reißaus vor ihrem Dompteur, da sie ihn für schwul halten. Auf ihrer Flucht begegnen sie Django, dem boxenden schwulen Känguru. Er macht den beiden bewusst, was sie von ihrem Dompteur alles gelernt haben und kann sie bewegen, zurückzukehren, um den Pokal zu holen. Außerdem erklärt Django ihnen, dass es nur auf die Liebe ankomme, wenn zwei miteinander leben wollen. Das überzeugt Lucky und Pascha und sie laden Jango ein, mit ihnen zum Zirkus zurückzukommen. Vielleicht können sie das Känguru mit dem vermeintlich schwulen Dompteur verkuppeln. So könnte doch noch eine richtige Familie aus ihnen werden. Dann kommt alles ganz anders, aber den Pokal gewinnen Pascha und Lucky schließlich doch. Ein Stück für Kinder über unerlässliche Toleranz und gegenseitigen Respekt.

»Zu klein, um ein Planet zu sein« (To Small To Be A Planet) (10+)
von Adam Barnard (England)
Deutsch von Henrik Adler
Felix Bloch Erben Verlag für Bühne Film und Funk, Berlin

Ali ist 11 Jahre alt. Sein Großvater, für Ali der liebste Mensch auf diesem Planeten, ist letzte Woche gestorben. Ansonsten findet Ali sich cool und seine Schwester nervig. Und er kann alle Planten in der richtigen Reihenfolge aufzählen. An diesem Tag besucht der amerikanische Präsident Alis Schule. Nach der präsidialen Ansprache will Ali nicht in den Unterricht zurück und versteckt sich im Putzschrank, wo es so dunkel ist wie im Weltraum und sich gut nachdenken lässt. Zum Beispiel über die kurze Karriere des Sterns Pluto als Planet. Doch als der Präsident zur Toilette muss, findet er Ali in seinem Schrank. Sie unterhalten sich, sprechen über das Universum und über Mathe. Am nächsten Tag ist die Beerdigung des Großvaters. Ali zählt ihm zu Ehren die Liste der Planeten auf und beschließt sie mit Pluto, der eigentlich zu klein für einen Planeten ist. Ein Stück über ein paar Tage auf der Achterbahn des Lebens aus der Sicht eines Elfjährigen in dem das Schicksal des Kleinplaneten Pluto zu einem Leitmotiv für das Sichtbare und Unsichtbare im Leben wird.

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