In dieser Spielzeit war‘s der dritte Streich. Nach der Schauburg in München im Februar (Kristo Šagor „Ich lieb dich“) und dem Landestheater Schwaben in Memmingen im März (Katja Hensel „Haydi Heimat“) fand gestern, 15. April, am Theater Ansbach die dritte Premiere eines durch das ‚Nah dran!‘ Programm geförderten Stücks statt. Das kleine Theater in der mittelfränkischen Residenzstadt hatte die Berliner Autorin Rike Reiniger gewonnen und mit einem Stückauftrag versehen. Daraus entstanden ist das Zwei-Personen-Stück „Wolken und andere Katastrophen“ für Kinder ab 8.
Valentin Bartzsch und Sophie Weikert, Foto: Jim Albright
Die Stückentstehung kann als gelungenes Modell für eine Zusammenarbeit mit längerfristigen Perspektiven zwischen Autor*in und Theater gesehen werden. Bereits in früheren Arbeitszusammenhängen hatten sich Autorin und Intendantin Dr. Susanne Schulz kennengelernt und so war es nicht verwunderlich, dass die neue Intendantin in ihrer zweiten Ansbacher Spielzeit Reinigers „Zigeuner-Boxer“ als 1-Personen Klassenzimmerstück auf den Spielplan setzte. Zu diesem Zeitpunkt lernte auch der Hausdramaturg und Theaterpädagoge Michael Schmidt die Berliner Autorin kennen. Es entstand die Idee ein nächstes gemeinsames Stück in Angriff zu nehmen. Theater und Autorin sprachen über ihre Wünsche und Möglichkeiten, über Zeitpläne und Inhalte. Worum könnte es gehen? Um nichts Geringeres als „die Welt zu retten“. Wie kann das Theater den Kindern Wege aufzeigen, sich einzumischen, Unbehagen auszudrücken, Sturm zu laufen? Darum sollte es gehen in dem Stück „Wolken und andere Katstrophen“. Im fast zweijährigem Arbeitsprozess recherchierte die Autorin, traf Ansbacher Kinder und Jugendliche, lernte Sophie Weikert und Valentin Bartzsch, die beiden Ansbacher Schauspieler, kennen. Michael Schmidt begleitete den Prozess kritisch, vermittelte den Inhalt in die Ansbacher Schulen. Mit Kristoffer Keudel, bis 2016 Spielleiter am Theater Hof, wurde der Regisseur der Produktion gefunden. Er stieß Ende letzten Jahres zu dem Team dazukam.
Die gestrige Premiere belohnte alle für den großen Aufwand, den das kleine, engagierte Theater Ansbach betrieben hatte: die beiden Schauspieler nahmen mit großer Spielfreude das Stück an, wechselten problemlos zwischen Erzähl- und Figurenhaltung, die Regie hatte das richtige Tempo gefunden, das phantasievolle Bühnenbild bot dem Publikum reichliche Anlass zum imaginierenden Mitspielen. Und natürlich retten am Ende die beiden Figuren nicht die Welt, aber, ein Lob an die Autorin und ihr Stück, „es ist immer noch besser, sich etwas auszudenken als gar nichts zu denken“.
Mit „Wolken und andere Katastrophen“ liegt ein modernes „Mut-Mach-Stück“ vor und wartet darauf, nachgespielt zu werden. Siehe auch die Verlagsinformation https://bit.ly/2H1QE55. In Ansbach ist es bis zum 19. Mai 2018 zu sehen.
Eine weitere ‚Nah dran!-Premiere steht in dieser Spielzeit noch an: am 1. Juni findet im Theater an der Parkaue Berlin die Uraufführung von „Ich, Ikarus“ von Oliver Schmaering statt. ‚Nah dran!‘ erweist sich immer wieder als geeignetes Förderprojekt, das die Wünsche von Theatern und Autor*innen zielgenau erfüllt. Schön, dass ‚Nah dran!‘ Perspektive hat – vorerst bis 2020.
Henning Fangauf, 16.4.18