Prof. Dr. Wolfgang Schneider berichtet von einer Selbstverständigung innerhalb der Theaterlandschaft. Er ist Vorsitzender der ASSITEJ e.V. und vertritt diese im Rat für Darstellende Kunst und Tanz.

Im Anfang war zwar das Wort, aber dann kam schon gleich der Verein. In Deutschland gibt es kaum ein gemeinschaftliches Ansinnen, das nicht auch beim Amtsgericht eingetragen ist und als e.V. firmiert. Rund drei Dutzend solcher Vereine vertreten die Interessen des Theaters und haben sich im Rat für darstellende Kunst und Tanz zusammengeschlossen.
Zwei Mal im Jahr gibt es ein Treffen, zuletzt Mitte November 2018 wieder in der Geschäftsstelle des Deutschen Bühnenvereins in Köln. Von A wie ASSITEJ e.V. bis Zirkus macht stark e.V. sind unter dem Dach des Deutschen Kulturrates die Repräsentanten der Freien und Stadt-Theater ebenso organisiert wie der Tanz in Schulen, die Theaterpädagogik oder die Puppentheater, das Internationale Theaterzentrum, der Bund der Theatergemeinden oder die Genossenschaft Deutscher Bühnenangehörigen.
Was haben all die Lobbyisten zu besprechen? Im besten Falle dient der Austausch auch der Selbstverständigung und Standortbestimmung, das heißt auch zur kulturpolitischen Positionierung innerhalb der Theaterlandschaft. Jüngstes Zusammenwirken führte zur ersten Stellungnahme, das Ergebnis sind zehn Forderungen zu den Darstellenden Künsten für junges Publikum! Dabei geht es um Zugänge schaffen, Ensembles stärken und Strukturen implementieren. Der komplette Text ist in der Oktober-Ausgabe IXYPSILONZETT, dem Magazin für Kinder- und Jugendtheater, nachzulesen.
In Köln wurde aber auch der Kieler Appell auf Antrag des Bundesverbandes Theater in Schulen e.V. verabschiedet, in dem die Bundesbildungsministerin aufgefordert wird, zukünftig das Festival Schultheater der Länder zu unterstützen. Engagieren will sich der Rat ebenso für die politische Initiative Die Vielen, gegen rechtsnationale Propaganda für Vielfalt, Toleranz und Respekt. Der Rat diskutierte außerdem eine Resolution aus Sorge um den Dialog mit der Zivilgesellschaft und plädiert für eine kooperative Zusammenarbeit von öffentlicher Zuwendung und künstlerische Szene. „Vereine sind keine nachgeordnete Behörde“, kritisiert Marc Grandmontagne, einer der Sprecher des Rates, die Praxis der Projektförderung. Demnächst geht es um Macht und Missbrauch im Theater, um #MeToo und Geschlechtergerechtigkeit, in einer Arbeitsgruppe um soziale Absicherung und wider die prekären Arbeitsverhältnisse in den Darstellenden Künsten. Der Rat hat etwas zu sagen, er ist gefragt! Und weiß das selbstbewusst in Worte zu fassen. Alles andere als Vereinsmeierei…
PS: Neues Mitglied wurde der Bund der Szenografen. Der formuliert nicht minder pointiert: „Wir wünschen uns von Intendanz und Dramaturgie mehr Risikobereitschaft, mehr Bereitschaft zu Forschung und Experiment. Wir fordern eine Verschiebung weg von Fast-Food-Produktionen und Akkordarbeit hin zu nachhaltigen Produktionsweisen“.
Vielen Dank für den hilfreichen Überblick! Die wichtige Demokratie-Erklärung der Initiative „Die Vielen“ habe ich soeben unterschrieben.