Dem jüngsten Publikum verpflichtet

von Gerd Taube


Morgen geht im italienischen Bologna das diesjährige Festival des Theaters für das jüngste Publikum Visioni 2019 zu Ende. Dieses Festival ist schon seit Jahren ein Hotspot für alle Künstler*innen und Veranstalter*innen, die sich dem Kinderpublikum von 0 bis 5 Jahren verpflichtet fühlen. 3222Und seit Jahren sorgt das Team der Theatercompanie La Baracca Testoni Raggazzi für eine, den jüngsten wie den älteren Theaterzuschauer*innen, zugewandte Festivalstimmung.

Auch in diesem Jahr konnte man die freundliche und engagierte Atmosphäre im Theatergebäude in der Via Matteoti mit Händen greifen. Wenn sich die Fachbesucher*innen aus Italien und dem Ausland im engen Foyer vor einer der Türen zu den drei Spielstätten drängten und sich eine Gasse in der Menge bildete, sobald wieder eine Gruppe von Kleinkindern aus einer Kinderkrippe oder einem Kindergarten die Eingangstreppe erklomm. Kinder und ihre Begleitung, Eltern, Großeltern oder Erzieher*innen, haben auch in der Ausnahmesituation des Festivals den Vortritt. Und wenn immer wieder andere Team-Mitglieder von La Baracca vor dem Einlass in den Theaterraum eine kleine Rede ans Publikum halten, dann sprechen sie zuerst zu den kleinen Zuschauer*innen und wenden sich dann in englischer Sprache an die ausländischen Festivalgäste. So fühlen sich alle willkommen geheißen und eingeladen, gemeinsam ein Theatererlebnis zu teilen.

La Baracca in Bologna ist aber nicht nur ein alljährlicher Treffpunkt für Theatre for Early Years Expert*innen und Interessierte, sondern seit Jahren auch die Zentrale des europäischen Netzwerks Small size für die Verbreitung der darstellenden Künste in der frühen Kindheit. Das jüngste europäische Projekt, das von Bologna aus gesteuert wird und bis 2022 dauert, wurde während des diesjährigen Visioni-Festivals erstmals der internationalen Fachöffentlichkeit präsentiert. Ziel des Projektes ist die künstlerische Erforschung der darstellenden Künste für das jüngste Publikum, um die Spielarten und Varianten, aber auch die Muster und Strukturen des zeitgenössischen Theatre for Early Years zu beschreiben und kritisch zu reflektieren. Im Mittelpunkt des Interesses steht dabei das Verhältnis der Performer*innen zu ihrem Publikum, das sie durch die Nutzung der verschiedensten ästhetischen Ausdrucksformen gestalten. Und damit geht es im Kern um eine Dramaturgie des Zuschauers für diese Kunstform.

Um prägende Konzepte der Wirkung des Theaters für die Jüngsten wie beispielsweise Humor oder Tabus ging es auch im Follow-up meeting, bei dem sich während des Festivals die Regisseure der am neuen Projekt Mapping – a Map on the aesthetics of performing arts for early years beteiligten Theater aus 17 europäischen Ländern getroffen und kennengelernt haben. Das KJTZ ist an dem Projekt beteiligt und für die Konzeption und Durchführung dieses Austauschs der Künstler*innen verantwortlich. Beim ersten Treffen ging es vor allem darum, zu erkunden, welche Form von Austausch und gemeinsamen dramaturgischen Denkens die Teilnehmer*innen brauchen, um ihre Arbeit an den während der Projektlaufzeit entstehenden Inszenierungen zu reflektieren und Feedback zu bekommen.

Beim nächsten Treffen im Juli 2020 im polnischen Poznan sollen erste Erfahrungen aus der Arbeit an den neuen Produktionen und Fragen zu dramaturgischen Entscheidungen geteilt und reflektiert werden. Bis dahin arbeiten die Theater aufgeteilt in Fokusgruppen zu vier elementaren performativen Dimensionen – Sound, Words, Movement und Images.

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