Virtuelle Spielzeit mit+abstand: Kategorie [zu+hören]
Fünf Jugendliche arbeiten jeweils im Tandem mit eine*r Künstler*in. Sie erstellen ästhetische Konzepte, sind Regisseurinnen, geben Impulse und treffen Entscheidungen. Die Paare treffen sich im Netz, am Telefon, hinterlassen an verabredeten Orten Botschaften oder begegnen sich live mit Abstand um gemeinsam eine maximal fünf minütige Performance zu entwickeln. Jeden Freitag um 18 Uhr wird hier ein neues Ergebnis zum Anschauen oder Anhören veröffentlicht.
Das heutige Video Glitzer oder Von der Möglichkeit, meine Rolle zu bestimmen von Sara Bursac und Leandra Enders eröffnet eine trashige Traumwelt und reflektiert dabei Identität und Rollenbilder in der Realität.

von Katrin Maiwald
Vor knapp drei Wochen haben sich Sara, 12 Jahre alt, Schülerin, und Leandra, 22 Jahre alt, Schauspielerin, am Telefon kennengelernt. Ziemlich schnell entstanden Ideen für die Bilder, die jetzt im Video zu sehen sind und die Sara an einem Nachmittag am Theater mit ihrer Handykamera aufgenommen hat. Der Text für das Video besteht ausschließlich aus Sprachnachrichten, die wir uns in einem Frage-Antwort-Spiel gegenseitig zugeschickt und dann ausgewählt haben. Für den Schnitt des Videos war Leandra wichtig, dass die Ästhetik das Unfertige, Brüchige und den Spaß an dem Projekt wiederspiegelt. Über den Prozess von der ersten Idee bis zum fertigen Video hat Katrin Maiwald, 34 Jahre, Dramaturgin, die anderen beiden ebenfalls per Sprachnachricht interviewt.
Katrin: Was ist für dich das Besondere an diesem Projekt?
Leandra: Wir hatten nur ein einziges Treffen in Person, wir kannten uns vorher überhaupt nicht. […] Wir mussten dem Zufall irgendwie eine Chance geben. Das war für mich, das Besondere insofern, dass man gar nicht alles kontrollieren oder planen konnte, sondern man musste mit dem arbeiten, was man da hat und das schnipselt man dann zusammen.
Katrin: Beschreibe Lieblingsmomente, die du während des Projektes erlebt hast.
Leandra: Also ein gigantischer Lieblingsmoment war, als Sara gesagt hat, sie würde gerne was mit Glitzer und mit starken Frauen machen. Und die Kombination, Hammer!
Sara: Auf jeden Fall, wo wir immer das Glitzer geworfen haben, das war wunderwunderschön! Und mit den ganzen Um-Stylings, des war auch wow. Wir haben das so auf die Kürze geschafft, einfach so zack, zack, zack. Und wir hatten nicht mal ne richtige Vorstellung – wir haben einfach drauflos gearbeitet. Als ich Leandra gestylt habe zur Astronautin, das war auch echt cool, da konnte ich meiner Kreativität auf ihrem Gesicht so richtig freien Lauf lassen.
Leandra: …und in der Pause als Sara mir Regieanweisungen gegeben hat mit der Bestimmtheit eines 70jährigen Schauspieldozenten mit 40 Jahren Berufserfahrung. [lacht]
Katrin: Was war ein sehr schwieriger, anstrengender oder nerviger Moment für dich?
Sara: Wir haben ja auf der Terrasse im Großen Haus gedreht und dann sind wir zurück auf die Probebühne im Kleinen Haus und haben dort erst bemerkt, dass wir das Glitzer vergessen haben. Also mussten wir wieder bis in den 5. Stock zur Terrasse, das war schon sehr anstrengend.
Leandra: Besonders schwierig war für mich, diese Wahnsinnsmengen Glitzer von meinem verschwitzen Körper runterzubekommen.
Katrin: Was war hilfreich für dich?
Sara: Es war auf jeden Fall hilfreich mal zu machen, was ICH will. Wenn du verstehst, was ich meine?
Katrin: Konntest du in diesem Projekt selbst bestimmen, und wenn ja, was?
Sara: Ich konnte sehr viel selbst bestimmen: um was es geht, was für Dekoration… Das war so meine Welt!
Leandra: Also für mich ging’s in diesem Projekt gar nicht so viel um: „wer bestimmt jetzt was“. Klar, Sara hat die Ideen gehabt und die Themenvorschläge und dann haben wir uns immer gegenseitig mit Ideen gefüttert und das Ding angereichert mit neuen Ideen, die wir haben. Und klar macht dann immer jemand den ersten Vorschlag, aber das ist dann erstmal nur ein Vorschlag. Ich hatte immer das Gefühl, dass wir zusammen gucken, was wir damit machen und wir haben letztlich zusammen entschieden.
Katrin: Was würdest du gerne noch mit Leandra/Sara machen, wenn das Projekt noch länger dauern würde?
Sara: Auf jeden Fall noch traurigere Themen ansprechen. Zum Beispiel „Hater“-Kommentare im Internet. Aber dafür hätten wir mehr Zeit gebraucht, die hatten wir jetzt ja nicht.
Leandra: Ich würde mit Sara gerne einen ganzen Abend zu dem Thema machen und das Video stellt quasi den Trailer dazu dar.
Den Programmflyer findet Ihr hier: Glitzer_Programmflyer
Besetzung:
Darstellerin, Stimme & Schnitt: Leandra Enders (Schauspielensemble)
Regie, Stimme, Ausstattung & Kamera: Sara Bursac (Theaterclub)
Dramaturgie und Konzepttext DisPlay: Katrin Maiwald (justmainz)
Porträtzeichnung: Matteo Bohn (FSJ Kultur)
Herzlichen Dank an die Kolleg*innen aus Requisite, Maske und der Kostümabteilung des Staatstheater Mainz!
Den kompletten Spielplan mit+abstand findet Ihr HIER.
Die Rechte liegen bei den Künstler*innen.
Das Projekt wird finanziert aus Mitteln des Kinder- und Jugendplans des Bundes (KJP) des Bundesministeriums für Familie, Senioren, Frauen und Jugend sowie aus Mitgliedsbeiträgen der ASSITEJ.