
„Nachdem am gestrigen Abend die Oberbürgermeisterin von Warschau den 18. ASSITEJ World Congress eröffnet hat, begann am heutigen Vormittag die General Assembly der Weltorganisation im Palast der Kultur und Wissenschaften, dem Wahrzeichen der polnischen Hauptstadt. Bis Dienstag tagen 150 Delegierte aus nahezu 50 Ländern in Polens höchstem Gebäude. Der Kulturpalast im Herzen Warschaus ist ein imposanter Wolkenkratzer im Stil des sozialistischen Klassizismus (erbaut 1952 bis 1955) und wird noch heute im Warschauer Volksmund als „Stalinstachel“ bezeichnet. Inzwischen ist der Kulturpalast wegen seines Theater- und Kinoprogramms und vielfältiger anderer kultureller Angebote beliebt bei den Hauptstädtern.
Im fünften Stock des 231 Meter hohen Gebäudes haben heute die Delegierten ihre Arbeit aufgenommen. Die Berichte über die Arbeit des Executive Committee in den letzten drei Jahren belegten eindrucksvoll, dass die Bedeutung des Theaters für junges Publikum in den Mitgliedsländern stetig zunimmt und der Austausch untereinander und die politische Interessenvertretung durch die einzelnen ASSITEJ Zentren zunehmend wichtiger wird. Anerkennung, Verbreitung, künstlerische Entwicklung: Vieles, was uns in Deutschland als selbstverständliche Errungenschaft vorkommt, ist in anderen Ländern umkämpft und umstritten. Im Zentrum der Encounters, Meetings und Seminare steht die Frage, wie und unter welchen Bedingungen Theater für junges Publikum sich im jeweiligen kulturellen und politischen Kontext künstlerisch und organisatorisch entfalten kann.
Am Vorabend der Eröffnung fand dazu eine hochinteressante Veranstaltung statt: OPEN SPACE, ein offenes Forum für Künstler, Delegierte, EC-Members, Next-Generations, Neugierige, offen für neue Ideen. Die Frage wurde gestellt: HOW CAN WE MAKE THEATRE FOR YOUNG AUDIENCES BETTER? Über 60 Teilnehmer aus mehr als 25 Ländern diskutierten 27 Statements und vielfältige Zugänge und Fragen zu dieser „main question“ in kleinen gemischten Gruppen. Wie mutig sind wir dabei, neue Formen und Erzählweisen in unsere Arbeit aufzunehmen? Was ist der Gewinn und welche Gelingensbedingungen können wir definieren, wenn wir über internationale Kollaborationen sprechen? Welche Konzepte gibt es weltweit, unseren Zuschauern – Kindern und Jugendlichen – zuzuhören und welche Rolle übernehmen die Künstler dabei? Die Antworten der Teilnehmer sind als Anregungen zu finden auf den Facebook-Seiten der Open space Warsaw group.“
Stefan Fischer-Fels ist Vizepräsident der Internationalen Vereinigung des Theaters für Kinder und Jugendliche und Stellvertretender Vorsitzender der ASSITEJ Deutschland