
„Ein bisschen herrscht schon Abreisestimmung hier in Warschau. Nachdem die Generalversammlung am Dienstag endete, haben sich die ersten Delegierten und Teilnehmer des 18. ASSITEJ-Weltkongresses auf die Heimreise gemacht und sind somit auch dem nun regnerischen und kühleren Wetter entflohen. Dafür sind andere gekommen, u.a. die drei Berliner Autoren Reihaneh Youzbashi Dizaji, Ulrich Hub und Lutz Hübner. Sie hatten ihre Auftritte im Rahmen des Seminarprogramms.
Am Vormittag traf sich ein Kreis von ca. 50 Interessenten zur sogenannten „Playwriting Plattform“. Für zwei Tage hat der Veranstalter den aus allen Ländern angereisten Dramatikern, Lektoren und Übersetzern die Gelegenheit zum Austausch gegeben. Das Thema „Stücktransfer im internationalen Theater“ steht auf der Tagesordnung.
Den Einstieg machte die kanadische Theaterkünstlerin Suzanne Lebeau mit einem Vortrag, in dem sie nochmals ihre gesamte Theatererfahrung aber auch ihre Fragen ans Schreiben ausbreitete. Ein Beitrag voll vielfältiger Aspekte.
Stefan Fischer Fels und ich setzten dann die Veranstaltung mit einer kurzen Einführung in ausgewählte, erfolgreich im Ausland gespielte Stücke aus Deutschland fort. Dabei konnte durch die Live-Berichte von Lutz Hübner und Ulrich Hub anschaulich über das Schreiben und die Erfahrungen mit dem internationalen Theater berichtet werden. In den Gesprächen zwischen den Veranstaltungen wurde deutlich, dass die beiden Autoren vielen Teilnehmern ein Begriff sind. Die dramatische Kinder- und Jugendliteratur aus Deutschland genießt international ein positives Ansehen.
In der nächsten Runde der Plattform kamen Autoren, Agenten und Übersetzer aus Ungarn, Frankreich und den USA zu Wort. Beim Vorstellen ihrer Autorenlandschaft entwickelte sich schnell ein Gespräch über die Bedeutung und Ausprägung von Stückaufträgen. Wie eng gehören die Dramatiker ans Theater, wie weit wollen sie sich fernhalten? Das sind u.a jene Fragen, die scheinbar überall auf der Welt von Theatern und Autoren gestellt werden.
Am gestrigen Abend kam es dann zu dem auf einem ASSITEJ Weltkongress schon traditionellen „Playwright Slam“. 12 Autorinnen und Autoren aus 9 Ländern lasen jeweils kurz entweder in der Originalsprache oder Englisch aus einem ihrer Stücke. Das war ein unterhaltsames Sprach- und Autorengewirr mit Paula Wing (Kanada), Reihaneh Youzbashi Dizaji (Deutschland), Hasan Erkek (Türkei), Lutz Hübner und Ulrich Hub (Deutschland), Akos Németh (Ungarn), Martha Gusniowska (Polen), Robert Jarosz (Polen), Ashish Kumar Ghosh (Indien), Malina Przesluga (Polen), Anastasia Kolesnikova (Russland) und Karin Serres (Frankreich).
Die Playwriting Plattform wird heute mit dem Schwerpunkthema „Übersetzungen“ fortgesetzt. Ich berichte weiter.“
Henning Fangauf ist seit 1989 im Kinder- und Jugendtheaterzentrum in der Bundesrepublik Deutschland tätig, seit 1997 als Stellvertretender Leiter. Davor war er Dramaturg für Schauspiel an den Theatern in Coburg, Osnabrück und Bremen. Henning Fangauf engagiert sich für die Autorenförderung und den Internationalen Austausch im deutschen Kinder- und Jugendtheater und ist u.a. Mitglied im Theaterbeirat des Goethe Instituts.