„Keine künstlerische Perspektive ohne soziale Perspektive“


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3. Sitzung der 20. Wahlperiode. Foto: Hessischer Landtag, Kanzlei 2019. Fotograf: Hermann Heibel

von Meike Fechner


Rund 50 Vertreter*innen der Theater und der Soziokultur in Hessen waren am 29. August 2019 zur öffentlichen Anhörung im Ausschuss für Wissenschaft und Kunst im hessischen Landtag geladen. Drei Minuten Redezeit pro eingeladener Institution standen in dieser „4. Sitzung des Ausschusses für Wissenschaft und Kunst mit Anhörung von Kulturschaffenden“ zur Verfügung, um zentrale Punkte aus den vorab eingereichten Stellungnahmen zu unterstreichen oder konkret zu machen.

Auf Initiative der ASSITEJ, des Landesverbandes Professionelle Freie Darstellenden Künste und des Fonds Darstellende Künste hatten sich einige der Akteur*innen schon am Tag vorher im Frankfurter Kinder- und Jugendtheaterzentrum getroffen, um sich untereinander abzusprechen: Was musste in den drei Minuten in jedem Falle gesagt werden? Was sollte gern mehrfach gesagt, was auf keinen Fall vergessen, was aus verschiedenen Perspektiven angesprochen werden? Unbedingt gefordert werden musste: Mehrjährige Konzeptionsförderung, verlässliche und substantielle Gastspielförderung, Förderung von Infrastrukturen und in allen Förderkonzepten die angemessene Bezahlung der Künstler*innen und Vermittler*innern verankern sowie die Bedeutung kultureller BIldung nicht als ein Extra, sondern als Kernaufgabe.

Das erste Statement in der Reihe der Anzuhörenden kam von Wolfgang Schneider, hier für den Fonds Darstellende Künste, aber selbstverständlich dem Theater für junges Publikum verpflichtet. Schon hier wurde deutlich, dass noch viel zu tun ist, um die hessische Theaterlandschaft adäquat zu fördern und Perspektiven für den künstlerischen Nachwuchs zu schaffen. Gordon Vajen (Theaterhaus Frankfurt) brachte dies in seinem Statement später auf den Punkt: „Keine künstlerische Perspektive ohne soziale Perspektive“.

Susanne Freiling war als Sprecherin des AK Südwest gemeinsam mit Meike Fechner für die ASSITEJ dabei und forderte insbesondere eine längerfristige Förderung für die freien Gruppen und eine Gastspielförderung, die den Veranstaltern in Hessen auch Spielräume für Experimente und neue Namen oder Stoffe geben würde.

Beeindruckt waren die Abgeordneten von der Begeisterung für die Darstellenden Künste, für das Publikum! Dies wurde in allen Stellungnahmen und Redebeiträgen deutlich und stand im Kontrast zu den offensichtlichen Mängeln in der Bezahlung von Künstler*innen, in den Förderstrukturen und im Hinblick auf die räumliche Situation z.B. am Hessischen Landestheater. Ein besonderer Gewinn für die Abgeordneten bestand auch darin, dass freie Theater, Theaterpädagogik (in der Schule und außerhalb), Stadt- und Staatstheater (diese waren durch die Leitung und die Betriebs-/Personalräte vertreten) und das Hessische Landestheater sowie soziokulturelle Zentren und Ausbildungsinstitutionen (Hessische Theaterakademie) gemeinsam vor Ort waren und Gemeinsamkeiten, Unterschiede und Lösungsansätze sichtbar wurden.

Während die Anhörung als ein sehr positives Signal gewertet wurde, wurde doch kritisiert, dass die Liste der Eingeladenen z.T. recht zufällig zusammengestellt schien und dass auch die Arbeit am Masterplan Kultur für Hessen bisher noch nicht genug Perspektiven aus der Praxis einbezieht.

Nachzulesen sind alle Stellungnahmen und die Liste der Anzuhörenden hier.

 

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