Vier Tage voller… Heavy Metal-Vokabular? Augenfarben: Gelb-Blau-Bunt? Nicht-Cowboys in Telefonzellen? Plusquamperfekt mit Maria Theresia? Das gibt’s nur bei der Werkstatt Transfer – Kinder- und Jugendtheater in Übersetzung. Das KJTZ veranstaltete diese vom 07. bis 10. Juli zum sechsten Mal im Rahmen des Internationalen Theaterfestivals für junges Publikum Rhein-Main Starke Stücke, in Zusammenarbeit mit der KulturRegion FrankfurtRheinMain und mit Förderung durch den Deutschen Übersetzerfonds.
Hier bloggen die diesjährigen Teilnehmer*innen der Werkstatt Zuzana Finger, Adrian Kurmann, Wolfgang Barth und Corinna Popp über ihre Eindrücke der Werkstatt und ihre übersetzten Theatertexte und Projekte.
von Corinna Popp
7. Juli: Ankunft in der flirrenden Sommerhitze am Frankfurter Hauptbahnhof. Abends das erste Treffen mit der Gruppe im Biergarten zum Kennenlernen: Nikola Schellmann vom KJTZ und die Werkstattleiterin Dr. Barbara Christ empfangen uns herzlich. Ja, tatsächlich: Sechs Personen sitzen leibhaftig um einen Tisch herum! Eine echte Kellnerin serviert uns echtes Essen und Äppelwoi… Mein erstes Arbeitstreffen außerhalb von Zoom seit knapp eineinhalb Jahren. Gut fühlt sie sich an, diese Rückkehr ins Real Life.
8. Juli: Einführung ins Thema: Übersetzen von Kinder- und Jugendtheater, was ändert das eigentlich? Dann steigen wir direkt in die Textarbeit an der Übersetzung des ersten Stücks ein, von Jeton Neziraj, spannender albanischer Autor, den ich noch nicht kannte. Abends Theaterbesuch in der Kulturkirche Sankt Peter, Die arabische Nacht von Roland Schimmelpfennig, das Stück kommt uns vor wie aus dem letzten Jahrhundert! Glücksgefühle, wieder im Theater sitzen zu dürfen (Dinge, die sonst selbstverständlich waren).
9. Juli: Vormittags Kinderstück beim Starke Stücke-Festival vor dem Theaterhaus, unter freiem Himmel und in Kindergesellschaft. Die italienische Truppe des Scarlattine Teatro kommt ohne Worte und Übersetzung aus. Danach die zweite Textwerkstatt, ein französisches Stück von Veronika Boutinova, die mit viel Witz die kindliche Mündlichkeit zu Papier bringt, genau wie die der (nicht so sympathischen) Erwachsenen. Wir diskutieren noch beim Mittagessen darüber, wie man mit rassistischen Begriffen in Texten für Kinder und Jugendliche umgeht. Klingt die deutsche Übersetzung „schlimmer“ als das Original? Wo sind die Grenzen zwischen Überspitzen, Verharmlosen, Beschönigen? Wir kommen zu keinem Schluss, aber Reden hilft. Am Nachmittag geht es weiter mit dem australischen Jugendstück von Chris Dockrill, in dem viel geflucht wird, was auf Deutsch schneller als auf Englisch dick aufgetragen wirkt. Eigentlich ähnlich wie beim Übersetzen der Rassismen… Gewichtsprobleme des Deutschen?

10. Juli: Letzter Tag, ich bin dran mit Fiesta, dem neuesten Text meiner Lieblingsdramatikerin Gwendoline Soublin. Meine Übersetzung ist noch nicht fertig: es ist toll, so früh im Arbeitsstadium schon Meinungen von außen zu haben. Viel Erhellendes zum Plusquam-Im-Perfekt-Salat. Ich muss endlich Weinrichs Besprochene und erzählte Welt lesen! Danach zackige Abreise.
Es waren vier intensive Tage voller schöner Kolleg*innen-Begegnungen und inspirierender Gespräche, inklusive Urlaubsbeigeschmack (wohl, weil ich mit Kind und Kegel anreisen durfte!). Das muss man erstmal schaffen, danke KJTZ! Aber wegen der megaleckeren Sushi im IIMORI in der Braubachstraße hab ich völlig vergessen, Grüne Soße zu essen!