von Lukas Koschyk
Theater-Kritiker. Was ist das eigentlich? Und wie wird man das?
Diese Frage stand für zwei Volontär*innen des Verlags Nürnberger Presse (Nürnberger Nachrichten und Nürnberger Zeitung) während der sechs Tage des „panoptikum“ Kindertheaterfestivals in Nürnberg im Zentrum.
Gemeinsam mit dem erfahrenen Theaterkritiker Manfred Jahnke besuchten Nina Dworschak und Lukas Koschyk im Rahmen des „Next Generation“ Workshops des ausrichtenden Theater Mummpitz gemeinsam Vorstellungen, tauschten sich aus und übten sich im Kritikerdasein.
Los ging es – wie sollte es derzeit anders sein – mit einem positiven Corona-Test: Die Anreise von Dr. Manfred Jahnke, freiberuflicher Theaterwissenschaftler, Theaterpädagoge, Dramaturgieberater und vor allem Theaterkritiker mit dem Schwerpunkt Kinder- und Jugendtheater, verzögerte sich. Die Auftaktveranstaltung der 12. Ausgabe des Europäisch-Bayerischen Kindertheaterfestivals absolvierten die beiden Volontär*innen demnach noch alleine. Anschließend sollten es jedoch intensive Tage mit viel Zeit für Interpretation, Diskussion und Hermeneutik werden.
Nachdem zu Anfang einige grundlegende Vokabeln des Theaterbetriebs geklärt wurden (Textbuch, Verriss, Erzähltheater, etc.) und Mentor Manfred Jahnke einen Auszug aus der Historie des Kindertheaters vorstellte, ging es im Anschluss gemeinsam in eine Vielzahl an Vorstellungen. Zwar nicht während, aber vor und nach diesen Inszenierungen tauschten sich die Beteiligten über das Gesehene aus. Trotz durchschnittlich drei besuchten Aufführungen pro Tag blieb genug Zeit, um in der U-Bahn, im Foyer oder beim Kaffee am Nachmittag ausgiebig gemeinsam zu reflektieren.
Von ganz banalen Fragen (Wo nehme ich während einer Aufführung am besten Platz?) bis hin zu Existentiellen (Warum spielt der Tod im Kindertheater eine so große Rolle?) war alles dabei. Hierbei half einerseits die große Erfahrung von Manfred Jahnke und gleichzeitig die Masse an Input, die die vielen besuchten Stücke boten. Form (unter den besuchten Inszenierungen waren Schatten-, Figuren-, Tanz-, Musik- und Objekttheater sowie klassisches Schauspiel) und Inhalt wurden genauso diskutiert wie Dramaturgie, Reaktion des Publikums oder schauspielerische Leistung.
Und am aller wichtigsten: mit der Hilfe von exemplarischen Rezensionen und einigen Tipps („Lasst euch immer ein Textbuch geben!“) verfassten die Volontär*innen eigene Kritiken, die der Routinier im Anschluss redigierte. Die Kritik an der Kritik sozusagen.
Wer weiß, vielleicht kann dieses Format in Zukunft sogar noch um einen Besuch hinter den Kulissen oder Gesprächen mit beteiligten Theatermacher*innen ausgebaut werden. Die in der Tageszeitung „Nürnberger Nachrichten“ erschienenen Berichte über das 12. Kindertheaterfestival „panoptikum“ in Nürnberg finden sie unter www.nn.de/kultur, weitere Informationen zum Festival gibt es unter https://festival-panoptikum.de/.